Montag, 30. Mai 2011

Protokoll zur 10. LV vom 26.05.2011


Nadine Gradwohl
Sophie Pircher
Theresa Kaiser

Exkursion:
Wienbibliothek im Rathaus

Vortragende: Frau Mag. Dr. Julia Danielczyk

Das Logo hat 3 Bedeutungen:

1. Symbolisiert das Rathaus

2. Buchrücken

3. steht für die 5 Bestandsbereiche

WWW: http://www.wienbibliothek.at/

Adresse: Rathaus, Eingang Felderstraße (ab 18:00 Uhr Lichtenfelsgasse), Stg. 6 (Lift), 1. Stock

Öffnungszeiten: Mo-Do 09:00 bis 18:30 Uhr, Fr 09:00 bis 16:30 Uhr

Die Bibliothek ist von 1. bis 19. August 2011 geschlossen.

Benutzung:

- Präsenzbibliothek: Bücher können im Lesesaal studiert und kopiert, aber nicht entlehnt werden --> Vorteil: die Bücher sind immer verfügbar

- Lesekarte: kostenlos, wird gegen Vorlage eines amtlichen Lichtbildausweises ausgestellt

- Jacken und Taschen sind im Eingangsbereich in Spinds (2€) einzusperren

- Zum Schreiben dürfen nur Bleistifte und Laptops mitgenommen werden

- Handapparat: Bücher können selbstständig genommen werden und sind wieder an den richtigen Platz zurückzustellen

- Scankopierer: zu freien Benutzung, Bücher vor dem 19. Jahrhundert dürfen nicht selbstständig kopiert werden

- Mikrofilmgeräte: Texte von vor dem 19. Jahrhundert sowie wertvolle und seltene Werke wurden teilweise auf Mikrofilm gedruckt und können an den vorgesehenen Geräte gelesen werden

- E-books: Bücher als pdf-Datei, bei Erstbestellung eines Buches als e-book Umkostenbeitrag von 17€, später gratis

- Originalbestände die auf Mikrofilm oder als e-book vorhanden sind, sind von der Benützung (außer in Ausnahmefällen) ausgeschlossen

- Bestellung:

Druckschriften: 45 Minuten nach der Bestellung an der Buchausgabe erhältlich

Handschriften und Musikpartituren: sind am nächsten bzw. übernächsten Tag bereit gestellt, müssen direkt im Lesesaal abgeholt und gelesen werden

pro Tag nicht mehr als 5 Druckschriften benutzbar

- Benützungscomputer: Internetzugang, Lexika können abgefragt werden, Theadok: alle Theaterinszenierung in Österreich vollständig (alle Schauspieler, Bühnenbildner,…) vorhanden

- Alle Arbeitsplätze sind mit Netzanschlüssen für Laptops ausgestattet

Geschichte der Wienbibliothek:

- die Vorläufer der heutigen Wienbibliothek gehen bis ins Spätmittelalter zurück

- April 1856: Beschluss des Wiener Gemeinderates im Rathaus eine Bibliothek einzubauen

- Ursprünglich war sie nur für die Mitarbeiter gedacht, und sollte diesen rechtswissenschaftliche und stadtgeschichtliche Werke zu Verfügung stellen

- 1939: Trennung der „Städtischen Sammlungen“ in Museum und Stadtbibliothek

- Der ehemalige Leiter Karl Glossy, Obmann der Grillparzergesellschaft, ist entscheidend für die kultur-, theater- und literaturhistorische Orientierung der Bibliothek verantwortlich

- 2006: Name von „Wiener Stadt- und Landesbibliothek“ zu „Wienbibliothek im Rathaus“ geändert

- Eine Außenstelle der Bibliothek ist das Stadt- und Landesarchiv im Gasometer, wo sich sämtliche Dokumente, die mit der Stadt Wien zu tun haben, im historisch/politischen Archiv befinden (Beispielsweise findet man dort den Pachtvertrag Nestroys mit der Stadt Wien oder wer wo im Jahr 1930 gemeldet war, während Nestroys Werkmanuskripte und Literatur über ihn in der Wienbibliothek im Rathaus sind)

- Heute zählt die Wienbibliothek neben der Nationalbibliothek und der Universitätsbibliothek mit ihren Fachbereichsbibliotheken zu den drei bedeutendsten wissenschaftlichen Bibliotheken der Stadt Wien

- Verwechslungsgefahr besteht mit der Hauptbücherei am Urban Loritz Platz, deren Bestand jedoch hauptsächlich aus Populärliteratur besteht. Diese wurde im roten Wien der 20er Jahre gegründet, einer Zeit sozialreformerischer Bewegungen und sollte der einkommensschwachen Arbeiterklasse die Möglichkeit bieten kostengünstig zu lesen.

Unterschiede zwischen den drei bedeutendsten wissenschaftlichen Bibliotheken

- Nationalbibliothek: sammelt und archiviert alles, was in und von Österreich publiziert wurde. Hat die Aufgabe, die österreichische Nationalbibliographie zu erstellen

- Universitätsbibliothek: legt Schwerpunkt auf die jeweiligen Fachbereiche, wichtig sind Vollständigkeit und Aktualität

- Wienbibliothek: Schwerpunkt in der Wiener Stadt- und Kulturgeschichte (einzigartige Viennesia und Austriaca), heute für Theaterwissenschaft aufgrund der intensiven Sammlungen von Karl Glossy (Grillparzer, Nestroy, Raimund) besonders interessant

Bestände und Sammlungen der Wienbibliothek:

Handschriftensammlung:

- 650 Nachlässe mit ca. 6 Millionen Einzelautographen, sowie Vorlässe, Archive und Sammlungen, darunter den Nachlass von Franz Grillparzer, dessen Schenkung durch Katharine Fröhlich 1878 den Grundstein für die Handschriftensammlung legte

- 19. Jahrhundert: Nachlässe von Franz Grillparzer, Johann N. Nestroy, Ferdinand Raimund…

- 20. Jahrhundert: Nachlässe von Karl Kraus, Hans Weigel, Friedrich Torberg…

- Vorlässe: Friederike Mayröcker

- Nachlässe von Künstlern, Politiker, Publizisten, Wissenschaftlern,…

Druckschriftensammlung:

550.000 Bücher, Zeitungen und Zeitschriften --> damit eine der großen Bibliotheken in Wien mit zahlreichen Spezialsammlungen:

- Adress- und Telefonbücher

- Zeitungen und Zeitschriften

- Literatur zu den Türkenbelagerungen

- Broschüren aus der Zeit Joseph des II

- Kochbücher

- Reisebeschreibungen

Musiksammlung:

- Notenhandschriften und Drucke der letzten 200 Jahre

- Schwerpunkt auf Wiener Komponisten und Verlage

- Einzigartige Bestände zu Franz Schubert, Johann Strauß, Ernst Krenek…

Außerdem beinhaltet die Wienbibliothek die größte Plakatsammlung Österreichs und eine umfangreiche Dokumentation von Zeitungsausschnitten.

Als Nachtrag zur Bücherkunde:
Historisch-kritische Ausgaben:

- enthalten einen verlässlichen Text der sich möglichst genau am Werkmanuskript orientiert

- Beinhalte alles, was es an Wissen über diesen Text gibt: Hinweise auf Vorlage, Entstehungsgeschichte, Briefe, Tagebuchnotitzen

- nur zu ausgewählten Autoren (z.B.: Thomas Bernhard, Schnitzler, Horvath) da jahrzehntelange Arbeit nötig --> sehr teuer

- aufgrund ihrer großen Handschriftensammlung ist die Wienbibliothek eine wichtige Quelle

Entstehungsgeschichte: historisch-kritischer Ausgaben:

1838 erwähnte Karl Lachmann zum ersten Mal Bedürfnis nach historisch kritischer Ausgabe --> Problem: Material nicht verfügbar, teilweise noch in Familienbesitz --> viel zerstörtes Papier vorgefunden, weil es nicht richtig gelagert werden konnte --> man begann die Schriften systematisch zu sammeln --> brauchte Archive und Bibliotheken

--> Goethe Archiv in Weimar: erstes Literaturarchiv in Deutschland, von Erzherzogin Sophie von Sachsen-Weimar-Eisenach gegründet, ursprüngliches Ziel war eigentlich nur, dass Material an einem Ort zu versammeln

--> „Goethe-Sophienausgabe“ entstand, 199 Bände

- Auch Österreich wollte "mitziehen und begann seine Nationalliteratur zu sammeln

- Beispiel, Nestroy „Der Talismann“: Das Stück entstand in einer Zeit in der man jede Woche neue Theaterpremieren erwartete. Man kann davon ausgehen dass Nestroy das Stück der Comédie-Vaudeville gesehen, übersetzt und umgearbeitet hat. In der historisch/kritischen Gesamtausgabe findet man die historische Vorlage, Hinweise zur Entstehungsgeschichte und Zensur - was wie und warum verwendet wurde. Wege der Ideenfindung werden mit Briefen und Notizen aus Tagebüchern dokumentiert.

Beispiele aus dem Bestand der Wienbibliothek

Elise Richter

- Wurde als erste Frau an der Universität Wien habilitiert

- In der Wienbibliothek: Briefwechsel, der sich mit der Frage beschäftigt, ob man sie an der Universität unterrichten lassen sollte sowie ihre Tagebücher

Recherche:

Großteil der Bestände in den Online-Katalog aufgenommen, Musikdrucke und das Meiste aus dem Tagblattarchiv über Zettelkataloge in der Musiksammlung bzw. im Benützungsbereich der Bibliothek

Online Katalog:

- Suche mit Hilfe der Boole’schen Operatoren

- In 6 Bereiche gegliedert: Gesamtkatalog, Druckschriftensammlung (gesamter Bestand aufgenommen), Handschriftensammlung, Musiksammlung, Plakatsammlung, Dokumentation (Tagblattarchiv, Zeitungsausschnitte, Fotos)

- Bestellung: einfach auf Button „Reservieren“ klicken; Ausnahme: Katalog der Handschriftensammlung --> E-mail Schreiben (nur gültig wenn man Rückmeldung erhält) oder anrufen, wenn man bis 15:00 Uhr bestellt, liegen die Handschriften am nächsten Tag bereit

- Bestand wird seit 1996 elektronisch ausgewertet

- Galerie: schauen, was an Fotomaterial vorhanden ist, Fotos könne für 3€ downgeloaded und gedruckt werden

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